Dank des Engagements einer Elterninitiative ist in Düsseldorf-Rath ein ganz besonderes Projekt entstanden: Neun junge Erwachsene mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen leben, von zwei Betreuern unterstützt, in einer Wohngemeinschaft. Sie sind in den Stadtteil auf ganz natürliche Weise integriert. Die Schaffrath-Stiftung hat mit ihrer Spende dazu beigetragen, die Freizeiträume dieser besonderen WG auszustatten.

Sie kennen sich zum Teil seit Kindertagen, haben gemeinsam die Förderschule besucht und sind befreundet. Doch was wird aus jungen Erwachsenen mit Behinderung, wenn sie zu alt für die Schule sind? Sind sie auf Dauer zu Hause am besten aufgehoben? Passen die stationären Wohnplätze, die für Menschen mit Hilfebedarf in ganz unterschiedlichem Alter gedacht sind, auch für junge Menschen? Das fragten sich die Eltern von neun jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigungen – und gründeten den gemeinnützigen Förderverein RK 63 e.V., eine klassische Elterninitiative. Geschützt und trotzdem frei, auf eigenen Füßen, sollten ihre Kinder leben können, so inklusiv wie möglich, also mitten im Leben. In einer individuell geförderten Wohn- und Betreuungssituation, in einer kleinen Wohngemeinschaft mit einer jungen Altersstruktur. So etwas gab es in Düsseldorf bislang nicht. „Und darum haben wir es einfach selber gemacht“, sagt Caroline Boecker.

Einfach ist an so einem Plan natürlich in Wahrheit wie bei allen Pionierprojekten wenig. Doch sieben Jahre später, nach unzähligen Verhandlungen mit Behörden, Gesprächen mit Fördergebern, nach dem Ausräumen von kleineren und größeren Hürden, steht das RK 63, ein schönes, grün gestrichenes Stadthaus mitten in Rath. Und wer erlebt, mit welcher Freude es seine neun Bewohner bezogen, eingerichtet haben und nun mit Leben füllen, kann nur konstatieren: Wie schön, dass die Elterninitiative bewiesen hat, dass so etwas möglich ist!

Jeder der neun Erwachsenen hat seine eigene Wohnung, individuell eingerichtet, mit allem, was es zum Leben braucht. Gekocht, gespielt und auch gefeiert wird gemeinsam. Dazu gibt es im eigenen Garten und in den Gemeinschaftsräumen in jedem Stockwerk reichlich Raum. Die Bewohner gehen mit den Betreuern einkaufen, sind Mitglied in Vereinen, machen Sport mit Nicht-Behinderten, gehen auf Konzerte und zum Fußball- oder Eishockeyschauen und sind in der Nachbarschaft bestens vernetzt. Sie leben das, was Inklusion im Ursprung meint: Mittendrin im Stadtleben, unterstützt, wo ihnen Unterstützung gut tut, aber auf eigenen Füßen.

Denise Kopmann von der Schaffrath Stiftung ließ sich das RK 63 von Bewohnern, Eltern und Betreuern zeigen. „Es ist großartig zu sehen, was die Eltern mit so viel Einsatz und Liebe auf die Beine gestellt haben. Dazu die glücklichen Gesichter der jungen Erwachsenen in ihren eigenen vier Wänden. Die Initiative kann stolz sein: auf sich, das Projekt und natürlich auf die Kinder.“

Dank der 10.000 Euro der Schaffrath Stiftung konnten die drei Gemeinschaftsräume nun unter anderem mit einem Esstisch, einem Sofa und einem Musikschrank ausgestattet werden. Die Arbeit der Elterninitiative ist derweil nicht abgeschlossen. „Wir möchten anderen Eltern bei der Gründung einer Wohngruppe, Finden von Wohnraum und vielen anderen Aufgaben helfen. Dazu bieten wir einmal im Quartal Informationsabende an, um einen regelmäßigen Austausch und Vernetzung zu ermöglichen“, sagt Claudia Setter vom RK 63.

Foto: Anne Orthen