Dank der Zusammenarbeit der Schaffrath Stiftung für Soziales und der Suppentanten bekommen Obdachlose ein eigenes Zuhause auf Zeit und werden so wieder an Wohnen in geschlossenen Räumen gewöhnt. Sechs neue Mini-Häuser wurden in Bahnhofsnähe aufgestellt.
Obdachlose zu unterstützen, ist seit Beginn ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit der Schaffrath-Stiftung. Nachdem im vergangenen Winter der „Hotel Dubai“ genannte Tunnel an der Heinrich-Sturm-Straße vom Ordnungsdienst und der GEM geräumt worden war, suchte die Stiftung nach einer schnellen Ersatzlösung für die Betroffenen. „Es war Winter und sehr kalt draußen. Nicht selten kommt es vor, dass Menschen ohne Obdach in diesen Monaten auf der Straße erfrieren“, sagt Renate Schaffrath. So entstand die Idee, Mini-Häuser für die Obdachlosen aufzustellen. Zwei Holzhäuser wurden in den Werkstätten des Einrichtungshauses Schaffrath gefertigt und auf dem Parkplatz von Electric Schaffrath an der Breitenbachstraße aufgestellt.
Bei zwei Wohncontainern sollte es aber nicht bleiben. Auf zwei Grundstücken im Gladbacher Bahnhofsumfeld wurden deshalb inzwischen sechs weitere Häuschen für Obdachlose aufgestellt – eins auf dem Grundstück der St. Maria Rosenkranz in Eicken, fünf weitere auf einer Fläche der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG an der unteren Hindenburgstraße. Bei den Unterkünften handelt es sich um drei Meter mal 2,50 Meter große vorgefertigte Wohncontainer aus Metall mit einer Tür, einem Kippfenster, einem Bett und der Möglichkeit, wenige Habseligkeiten einzuschließen. „Wir mussten uns wegen Lieferengpässen ein wenig länger gedulden“, sagt Iris van Montfort-Eickhoff, Vorsitzende der Suppentanten. Gemeinsam mit der Schaffrath Stiftung für Soziales finanziert der Verein zu gleichen Teilen die Unterkünfte.
Vorausgegangen waren Gespräche mit der Stadt und Grundstücksinhabern im Bahnhofsumfeld, die Renate Schaffrath führte. In Eicken stellte der Gemeinderat von St. Maria Rosenkranz einen Teil des Kirchengrundstücks für die Aufstellung zur Verfügung. Die direkte Nachbarschaft wurde dabei miteinbezogen.
Und auch die Stadt unterstütze das Projekt: Die EWMG-Fläche an der Hindenburgstraße wurde gerodet und begradigt. Da sich der Platz nah an den Gleisen befindet, wurde dort für zusätzliche Sicherheit durch einen Zaun gesorgt, der das Grundstück abgrenzt. Als Sicherheitsmaßnahme wird zudem eine Überwachungskamera angebracht. „Wir möchten niemanden kontrollieren, aber schützen. Besonders für Frauen ist die Obdachlosigkeit oft gefährlich. Wir möchten ihnen Sicherheit geben“, sagt van Montfort-Eickhoff, die viele Obdachlose in der Stadt kennt und teils schon lange betreut.
Die Häuschen sind mit Matratze, Mülleimer, Fußmatte und Kleiderstange sowie mobilen Toilettenkabinen ausgestattet. „Unser Plan ist, vor allem Frauen von der Straße zu holen“, sagt die Vorsitzende. Ziel des Projekts ist es, die Obdachlosen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, sie an geschlossene Räume zu gewöhnen. „Die Häuser sollen als ein Sprungbrett zur eigenen Wohnung dienen“, sagt van Montfort-Eickhoff. Dass dieser Plan aufgeht, ist inzwischen bewiesen. Gleich zweimal hintereinander haben Paare in einem der Holzhäuser an der Breitenbachstraße gewohnt – und sind nach wenigen Wochen jeweils in eine Wohnung gezogen.
Foto: Emma Büns