Modellcharakter weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus hat ein Projekt der Graf Recke Stiftung zum Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Die Schaffrath Stiftung unterstützt diese innovative Arbeit durch Mittel für die Anschaffung einer Demonstrationspuppe.

Der Anteil an Menschen mit demenzieller Veränderung steigt stetig. Die Herausforderungen für Altenheime und ihr Pflegepersonal sind immens. Denn die Bedürfnisse von Demenz-Patienten sind andere als die von anderen Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen. Sie nehmen ihre Umgebung anders wahr, sehen und schmecken anders. Viele sind unruhig, haben das Bedürfnis weite Strecken zu laufen und sind leicht irritabel. Manche haben aufgrund ihrer Krankheit sich oder andere gefährdet und müssen deshalb in einer geschlossenen Einrichtung leben. Wie kann man Menschen mit Demenz würdevoll betreuen und ihren besonderen Bedürfnissen am besten gerecht werden? Diese Frage treibt Marek Leczycki, Geschäftsbereichsleiter der Graf Recke Stiftung, seit vielen Jahren um. Die Antwort ist seit September in Hilden zu bestaunen – und sorgt dafür, dass Mitarbeitende von Einrichtungen von weit her ins Rheinland fahren, um sich inspirieren zu lassen.

Das Ahorn-Karree, das die Graf Recke Stiftung gebaut hat, sieht auf den ersten Blick aus wie eine WG. Oder genau genommen wie vier Wohngemeinschaften. Denn für jeweils zwölf Bewohner mit Demenz sind Bereiche in vier verschiedenen Lebens- und Wohnstilen eingerichtet worden, die gemeinsam mit dem Sinus-Institut entwickelt wurden. „Die Biographie endet nicht mit der Demenz“, sagt Leczycki. Heißt: Wer früher traditionell im Gelsenkirchener Barock und mit Schlager gelebt hat, weiß diese Umgebung auch in der neuen Lebenssituation zu schätzen. „Von der Einrichtung über die Zeitung bis zu den Bildern an der Wand findet man diese Lebensstile in den einzelnen Bereichen wieder“, sagt Alexandra Czenia-Kunz, Einzugsmanagerin. Das Licht ist warm und freundlich, der Klang im Raum durch eine Akustikdecke gedämpft. Es gibt – neben den Einzelzimmern zum Zurückziehen – eine große Gemeinschaftsküche, in der Hilfe ausdrücklich erlaubt ist, einen wohnlichen Gemeinschaftsbereich und einen 12.000 Quadratmeter großen Sinnesgarten, in dem sich die Bewohner frei bewegen können. Schon jetzt merken die Betreuer einen markanten Unterschied. „Die Bewohner sind deutlich ruhiger, ausgeglichener und brauchen im Schnitt weniger Medikamente“, sagt der Geschäftsbereichsleiter. Noch ist das Karree nicht komplett. Der Dorotheenboulevard, quasi eine kleine Einkaufsstraße in der Anlage, wächst noch. Einen Friseursalon gibt es dort schon. Ein Lebensmittelladen wird noch folgen. „So können die Bewohner auch zusammen mit ihren Angehörigen ein wichtiges Stück Alltagsleben in ihrer neuen Umgebung erhalten“, sagt Özlem Yılmazer, Leiterin des Referats Fundraising. Solche Extras wie die lebensgerechte Einrichtung und die Geschäftszeile bekommt die Graf Recke Stiftung nicht refinanziert, sondern muss sie über Spenden ermöglichen. Das gilt auch für die Demonstrationspuppe, die mit Hilfe der Spende der Schaffrath Stiftung nun angeschafft werden kann. „An ihr üben unsere Pflegeschüler ein, wie man Spritzen setzt und einen Katheter legt“, erklärt Pflegedienstleiter Karim Zeidi. Frederic Schaffrath war nach der Führung durch den Neubau von Konzept und Umsetzung angetan. „Das ist sehr beeindruckend, mit wie viel innovativen Gedanken und auch mit viel wie Herzblut hier für die Patienten gearbeitet. Dass wir mit unserer Spende ein kleines Stück dazu beitragen können, freut uns sehr.“

Foto: Marek Leczycki, Geschäftsbereichsleiter der Graf Recke Stiftung, Frederic Schaffrath, Özlem Yılmazer, Leiterin des Referats Fundraising, Pflegedienstleiter Karim Zeidi

Fotocredit: Graf-Recke-Stiftung