Die innovative Technologie wird im Krankenhaus Maria-Hilf der Alexianer Krefeld GmbH eingesetzt und kommt zum Beispiel Schlaganfallpatienten oder Menschen nach schweren Unfällen zugute. Sie unterstützt sie beim oft langwierigen Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

Ein Glas zu greifen und es zum Mund zu führen ist für einen gesunden Menschen eine Alltagstätigkeit, die ohne Kraft und Anstrengung geschieht. Für einen Menschen, der nach schwerem Unfall oder Schlaganfall in die neurologische Frühhabilitation des Krankenhaus Maria Hilf Krefeld überwiesen worden ist, scheint das Greifen eines Glases oft in unerreichbarer Ferne. Einige von ihnen können große Teile des Körpers weder spüren noch bewegen. Hochspezialisierte und multiprofessionelle Teams aus Neurologen, Physio- und Ergotherapeuten sowie Pflegefachkräften unterstützen die Patienten bei den einzelnen Schritten zurück zu mehr Selbstbestimmtheit. Seit einigen Wochen kommt dabei medizinische High-Tech zum Einsatz. Eine VR-Brille hilft ihnen auf motivierende, spielerische und zugleich hochwirksame Weise, wieder motorisch und kognitiv eingeschränkte Regionen ihres Körpers zu aktivieren. Es sind zum Teil minimale Bewegungen, die nötig sind, um in der virtuellen Welt einem Schmetterling zu folgen. Sie helfen aber den Patienten nachweislich zum Beispiel bei der Auge-Hand-Koordination, die viele neu erlernen müssen. Parallel kann man Patienten, die zum Teil monatelang im selben Krankenzimmer verbringen müssen, einen Ausflug in eine virtuelle Realität ermöglichen, die irgendwann wieder Teil ihres Lebens werden soll: ein Spaziergang im Wald oder ein Aufenthalt am Strand.

„Innovative Lösungen wie diese VR-Brillen sind über herkömmliche Wege unseres Gesundheitssystems nicht finanzierbar. Als gemeinnütziger Kostenträger sind wir dafür auf Spendengelder angewiesen“, sagt Dr. Kathrin Batzill, Klinikdirektorin und Mitglied der Geschäftsführung der Alexianer Krefeld GmbH. 8566 Euro hat die von der Schaffrath Stiftung finanzierte VR-Brille gekostet, die mit einer herkömmlichen Brille, wie sie Gamer nutzen, nur den Namen gemein hat. Sie ist ein Medizin-Produkt, wissenschaftlich geprüft, mit eigens entwickelter Software ausgestattet, die für die Bedarfe der Behandlung ständig weiterentwickelt wird. Frederic Schaffrath erklärt, warum die Schaffrath Stiftung das Projekt unterstützt. „Bei schweren neurologischen Erkrankungen finden sich ganze Familien von einer auf die andere Sekunde in einem anderen Leben wieder. Die Patienten selbst sind zum Teil jung und werden aus ihrem Leben herausgerissen. Betroffen sind von solchen Schicksalsschlägen aber nicht nur die Patienten selbst, sondern auch ihre Angehörigen. Diesen Menschen mit innovativer Technologie zu helfen, ist uns ein großes Anliegen.“

Die ersten Erfahrungen im Klinikalltag sind extrem positiv. Chefarzt Prof. Hans-Jürgen von Giesen: „Nach einer Hirnschädigung müssen Nervenzellen neu vernetzt und betroffene Hirnregionen aktiviert oder deren Funktion von anderen Regionen übernommen werden. Die VR-Technologie ergänzt dabei das große Spektrum an Therapie in idealer Weise.“ Die leitende Ergotherapeutin Mirjam Küsters arbeitet inzwischen Tag für Tag mit der VR-Brille. „Das faszinierende ist, wie individuell die Einsatzmöglichkeiten sind. Das hilft deswegen Patienten mit ganz unterschiedlichen Diagnosen an unterschiedlichen Stellen des Prozesses.“

Die von der Schaffrath Stiftung finanzierte VR-Brille soll deswegen kein Einzelstück bleiben. „Wir wollen mindestens zwei weitere Brillen anschaffen, die man dann zu einem Netzwerk verknüpfen kann. Auch dafür suchen wir nach Sponsoren“, sagt Klinikdirektorin Dr. Batzill.

Foto: Offizielle Präsentation der therapeutischen VR-Brille. V. l. n. r.: Frederic Schaffrath, Kuratoriumsmitglied der Schaffrath-Stiftung für Soziales, Dr. Kathrin Batzill, Klinikdirektorin der Alexianer Krefeld GmbH, Ricarda Mathia (mit VR-Brille), Projektkoordinatorin Therapie im Therapiezentrum am Alexianer (TZA), Mirjam Küsters, Teamleiterin Ergotherapie im TZA und Prof. Dr. Hans-Jürgen von Giesen, Chefarzt der Klinik für Neurologie des Krankenhauses Maria-Hilf in Krefeld.
Quelle des Fotos: Alexianer