Um körperliche und verbale Gewalt zu vermeiden, arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer des Berufskollegs Rheydt-Mülfort (BKfT) systematisch mit Tätern, Opfern und Zuschauern ihre Rollen auf. Dass es auch anders geht, lernen die Schülerinnen und Schüler in einem Coolness-Training. Möglich ist die systematische Arbeit an der Schule durch eine Spende der Schaffrath Stiftung.
MÖNCHENGLADBACH Wenn Denise Fischer bei einer Schulhofprügelei dazwischen geht, hat sie einen entscheidenden Vorteil: Sie ist eine Frau. Damit ist sie keine Rarität in dem Kollegium des Berufskollegs, sehr wohl aber im Verhältnis zur Schülerschaft. „An unserer Schule gibt es fast ausschließlich männliche Schüler. Wenn ich auf die sich prügelnden Schüler zugehe, habe ich den Vorteil, dass alle einen kleinen Moment irritiert sind, weil sie gerade nicht mit einer Frau rechnen. Das macht es mir leichter, die Situation aufzulösen.“ Nun gibt es am Berufskolleg nicht mehr oder weniger Prügeleien als auf anderen Schulhöfen in der Stadt. Und genau wie an vielen anderen Schulen sind es weniger die körperlichen Auseinandersetzungen, die auf der Tagesordnung stehen, sondern verbale Gewalt, Mobbing und Respektlosigkeit.
Am BKfT will man sich damit nicht abfinden. Denise Fischer, Leiterin der Ausbildungsvorbereitung, hatte im Rahmen einer Inhouse-Fortbildung den Wunsch der Kollegen und Kolleginnen vernommen, den pädagogischen Werkzeugkoffer für gewaltbehaftete Situationen zu erweitern. „Für Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Trainings gibt es Experten und tolle Konzepte. Darum habe ich angeboten eine Fortbildung zu diesem Thema zu machen und anschließend das Kollegium in die Methodik einzuführen“, erzählt sie. Schulleiter Sven May war dafür sofort aufgeschlossen – allein das nötige Geld hat die Schule nicht im Etat. An dieser Stelle sprang die Schaffrath Stiftung für Soziales gerne ein. „Die Idee hat uns sofort überzeugt, weil sie vielen jungen Menschen hilft und durch großes Engagement der Lehrkräfte getragen wird. Wir fördern dieses Projekt auch in der Hoffnung, dass andere Schulen dem Vorbild des Berufskollegs folgen“, sagt Kuratoriumsmitglied Frederic Schaffrath. Mit 2.300 Euro unterstützt die Stiftung die Fortbildung.
Denise Fischer entschied sich für eine Fortbildung des Deutschen Instituts für Konfrontative Pädagogik, die etwas über ein Jahr dauert. Neben dem Anti-Aggressivitätstraining wird hierbei auch das Coolness-Training vermittelt. Noch ist ihre Fortbildung im vollen Gange, aber schon jetzt hat sie eine Reihe von ganz handfesten Erkenntnissen mitgebracht, die sie direkt nach den Sommerferien in der Ausbildungsvorbereitung des Berufskolleg umsetzen wird. Alle Schülerinnen und Schüler der Ausbildungsvorbereitung werden zu Beginn zwei Tage Coolness-Training absolvieren, welches anschließend unterrichtsbegleitend weitergeführt wird. „Wir sind sehr dankbar, dass wir uns das nötige Knowhow mit der Hilfe der Stiftung aneignen können“, sagt Schulleiter May. Frederic Schaffrath ließ sich im Gespräch vom Schulleiter und der Lehrerin ihre Arbeit erläutern. Sein Fazit: „Das ist eine tolle Arbeit, die Sie hier leisten. Davon profitieren Ihre Schülerinnen und Schüler.“
PM: Coolness-Training für Schülerinnen und Schüler der Ausbildungsvorbereitung
Foto: Jana Bauch