MÖNCHENGLADBACH Der Herd ist defekt, die Schrank-Scharniere ausgeleiert, der Kühlschrank ein Energiefresser und die Schubladen klemmen, weil das Holz verzogen ist:
Die 20 Jahre alte Küche im Ambulant Betreuten Wohnen der Zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Frauen an der Oskar-Kühlen-Straße ist stark abgenutzt und kaum
noch zu gebrauchen. „Dabei ist es uns ein Anliegen, das Wohnangebot so zu gestallten, dass sich die Frauen willkommen und wohl fühlen“, betont Heinz Herbert
Paulus, Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Mönchengladbach. Denn für die fünf Bewohnerinnen der Wohngemeinschaft ist das besonders wichtig. Sie alle haben aufgrund schwieriger Lebensumstände ihre Bleibe verloren.

Weil eine neue Küche nicht aus eigenen Mitteln der gemeinnützigen GmbH finanziert werden konnte, hat Heinz Herbert Paulus Unterstützung bei der Schaffrath
Stiftung für Soziales gesucht. Es sollte wieder eine Küche in L-Form werden, die mit Spüle, Herd, Backofen und Kühlschrank ausgestattet und leicht sauber zu halten ist.
Ein neuer freistehender Küchenschrank mit abschließbaren Fächern für Trockenlebensmittel wurde ebenfalls benötigt. 4.500 Euro mussten für die
Neuanschaffung aufgebracht werden. Als Stiftungsgründerin Renate Schaffrath die abgewohnte Küche vor Ort selbst in Augenschein nahm, war klar, dass sie hilft: „Die Frauen in der Wohngemeinschaft haben in der Vergangenheit viel mitgemacht. Mit der Küche will ich einen kleinen Teil zu ihrem persönlichen Neuanfang beitragen.“

Zurück in ein eigenständiges Leben ohne Betreuung
Es sind ganz unterschiedliche Schicksale, die die Frauen in die Wohnungslosigkeit getrieben haben: ob nach einer Räumung oder Trennung, nach einer stationären Unterbringung oder nach einer Haftentlassung. „Sie haben einen langen Leidensweg hinter sich. Weil ihnen ein soziales Beziehungsnest fehlt, schlüpfen sie in der Not
irgendwo unter. Oftmals unter prekären Abhängigkeitsverhältnissen. In diesem Fall spricht man auch von verdeckter Wohnungslosigkeit“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Annette Hermenau. Mit ihrer Kollegin Anna Bögner unterstützt sie die Frauen darin, wieder persönliche Stabilität zu erlangen und in ein eigenständiges Leben ohne Betreuung zurückzufinden. Mit den Frauen werden unter anderem Hilfspläne erstellt, Ziele gesteckt und an diesen gearbeitet. „Die neue Küche in der Wohngemeinschaft ist nicht nur ein
wichtiger Ort, um regelmäßig zu kochen und zu essen, sondern auch ein Raum der sozialen Begegnung innerhalb der Gemeinschaft“, betont Diplom Sozialpädagogin Anna
Bögner. So sind etwa Koch-, Back- und Ernährungsnachmittage oder ein Osterfrühstück geplant.

Das Hilfsangebot im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens der Zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Frauen richtet sich ausschließlich an alleinstehende
Frauen mit sozialen Schwierigkeiten, die über keinen eigenen Wohnraum verfügen und somit wohnungslos sind. „Eine Suchterkrankung schließt die Aufnahme aus“, sagt Fachbereichsleiterin Brigitte Bloschak. Die gesetzliche Grundlage stellen die Paragrafen 67-69 im Sozialgesetzbuch XII dar.

Bildunterschrift
Freuen sich über die neue Küche im Ambulant Betreuten Wohnen der Beratungsstelle für wohnungslose Frauen (v.l.n.r.): Ralf Jüngermann, Anna Bögner, Heinz Herbert Paulus und Brigitte Bloschak.

Foto
Silvana Brangenberg, Schaffrath Stiftung, Abdruck honorarfrei.